Therapie der Myome

Es empfiehlt es sich immer, medikamentöse Therapien in Erwägung zu ziehen, bevor invasive Methoden wie Operationen (speziell die Gebärmutterentfernung) oder radiologische Verfahren zum Einsatz kommen.

Medikamentöse Behandlungsoptionen finden beim Myom Einsatz, um

  1. Blutungen zu reduzieren,
  2. Schmerzen zu kontrollieren,
  3. das Myomwachstum zu stoppen
  4. und/oder die Myomgröße zu verringern.

GnRH-Agonisten (Gonadotropin Releasing Hormone-Agonisten)

GnRH-Analoga werden als Injektion (z.B. Leuprorelin, Goserelin oder Triptorelin) bzw. Nasenspray (Buserelin) verabreicht und hemmen die übergeordnete Hormonproduktion in der Hirnanhangsdrüse. Dadurch kommt es zu einer hypoöstrogenen Situation und klinisch zu einer reversiblen Art „passagerer Wechseljahre“. Die Myozyten (Muskelzellen) verkleinern sich, die Myome schrumpfen und die Blutungsstärke nimmt zügig bis hin zur sekundären Amenorrhoe (Blutungsstop) ab. Allerdings verursacht der Östrogenmangel aber auch die entsprechenden vasomotorischen Wechseljahresbeschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüche, Scheidentrockenheit u.a. Die Therapie ist ohne add-back auf 6 Monate beschränkt.

Hormonelle Verhütungsmittel und Gestagene

Häufig wird versucht, bei kleinen Myomen mit hormonellen Kontrazeptiva (wie COC, Hormon-Spirale, 3-Monats-Spritze) Symptome wie Blutungsstärke und Regelschmerzen zu verringern. Diese Medikamente sind nicht über die Behörden für eine Therapie der Myome zugelassen – daher gilt die Nutzung als individueller Heilversuch (– auch off-label-use genannt – ) und wird von den Krankenkassen im Regelfall nicht erstattet. Bei einer leichteren Blutungssymptomatik kann der Einsatz als primäre Therapie versucht werden.

Experimentelle und komplementäre Therapieansätze

Komplementär zu den klassischen Methoden der Schulmedizin werden auch Akupunktur und Homöopathie empfohlen. An der Charité wurde eine Studie zur Verwendung von Grünem-Tee-Extrakt initiiert. Die Ergebnisse stehen noch aus.

Übersicht über die medikamentösen Therapieoptionen

GnRH LNG-IUD
(Hormon-Spirale)
COC
„Pille“
Gestagene
Zulassung gegeben? nein nein nein
Kausale Therapie? X nein nein nein
Langzeittherapie mgl.? X
Blutungskontrolle innerhalb von 7-14
Tagen
3-6
Monate
1-2
Monate
Dosis +Med-abhängig
Erfolgsrate? ☺ ☺ ☺ ☺
Volumenreduktion? nein nein nein
Mögliche Nebenwirkungen? Alle Symptome der Wechseljahre, erneutes Myomwachstum nach Therapie, Einnahme begrenzt auf 6 Monate Kopfschmerzen, Blutungsstörung Kopfschmerzen Mastodynie Akne, Stimmungs­schwankungen, Libido, Mastodynie
Gleichzeitig kontrazeptiv? + +/–
Thrombose-Risiko? + +/–

Operative Myomtherapie

Generell sollten Myome nur behandelt werden, wenn sie Symptome machen. Asymptomatische Myome werden nicht behandelt, wenn nicht eine „Krebsangst“ besteht. Sie sollten darüber informiert sein, dass verschiedene Myombehandlungs-Optionen sich auf die Fruchtbarkeit und den Erhalt der Gebärmutter auswirken können. Früher wurde bei der Diagnose von Myomen die gesamte Gebärmutter entfernt. Heute wird versucht, so weit wie möglich individualisiert die Gebärmutter zu erhalten. Dazu kann es hilfreich sein, die Myome präoperativ auch medikamentös zu behandeln. Dennoch gehören Myome auch heute noch zu den häufigsten Indikationen für eine Hysterektomie (Gebärmutter-Entfernung). Die Hysterektomie sollte nur bei Frauen mit sicher abgeschlossener Familienplanung durchgeführt werden.

Entfernung der Myome (Myomenukleation oder Myomresektion)

Bei diesem chirurgischen Eingriff werden die Myome einzeln entfernt, gesundes Gewebe wird möglichst nicht verletzt. Die Gebärmutter selbst bleibt erhalten. Ein Vorteil ist die weiterbestehende Fruchtbarkeit, falls noch ein Kinderwunsch besteht. Die Myom-Enukleation kann auf unterschiedlichen Wegen erfolgen:

  • Laparoskopisch (Bauchspiegelung)
  • Laparotomie (Bauchschnittt – ggf. auch Minilaparotomie) oder
  • Im Rahmen einer operativen Hysteroskopie (ohne Bachschnitt)

Ob eine Myomenukleation erfolgen kann, muss individuell beurteilt werden und hängt von Lage, Größe und Anzahl der Myome ab.

Gebärmutterentfernung (Hysterektomie)

Die Entfernung der Gebärmutter ist nach wie vor der häufigste chirurgische Eingriff zur Myomtherapie. Diese Operation wird häufig von der Scheide aus (vaginal) oder über eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. Eine offene Bauchoperation (Laparotomie), auch abdominale Gebärmutterentfernung genannt, ist heutzutage eher selten, kann aber z.B. bei sehr großen Myomen notwendig werden.

Vorteil der Entfernung der Gebärmutter ist, dass die Patientin danach symptomfrei ist, insbesondere die Blutungsstörungen beseitigt sind, und keine Myome mehr auftreten können.

Nach der Entfernung der Gebärmutter kann es nicht mehr zu einer Schwangerschaft kommen. Für Frauen mit aktuellem oder auch zukünftigem Kinderwunsch ist diese Methode daher nicht geeignet. Es empfiehlt sich erst alle übrigen Therapieoptionen auszuschöpfen.

Myomembolisation bzw. uterine Arterienembolisation (UAE)

Bei der uterinen Arterienembolisation (UAE) werden die Blutgefäße verschlossen, die das Myom versorgen. Dazu werden über einen Katheter in der Leiste Gelatine- oder Kunststoffpartikel in die Gebärmutterarterien gespritzt und so ein künstlicher Verschluss herbeigeführt. Die Blutzufuhr der Myome wird dadurch verringert oder unterbrochen, die Myome können nicht mehr weiterwachsen und schrumpfen innerhalb von einigen Wochen oder Monaten.

Wann kann eine UAE indiziert sein?

Für Patientinnen, die für chirurgische Maßnahmen (inkl. minimal-invasiver Operationen) schlecht geeignete sind z.B.:

  1. Hohes OP-Risiko aufgrund von Gerinnungsproblemen oder internistischen Erkrankungen
  2. Signifikante Adipositas (BMI 40)
  3. In der Vergangenheit wiederholt chirurgische Eingriffe im Unter- und Oberbauch

Wann kann KEINE UAE gemacht werden (sog. Kontraindikation)?

  1. Bei Kinderwunsch
  2. In der Schwangerschaft

Der Eingriff wird grundsätzlich von interventionellen Radiologen durchgeführt. Er ist minimal invasiv und wirksam zur Linderung der Symptome. Die Myome können kleiner werden. Die Gebärmutter wird erhalten.

Die Embolisation kann mit Schmerzen während und nach dem Eingriff verbunden sein, weshalb eine gute Schmerztherapie zur Behandlung gehört. Eine Revaskularisation der Myome ist möglich. In Deutschland gilt, dass die Familienplanung abgeschlossen sein sollte, da die Ovarialfunktion beeinträchtigt werden und es dadurch zur Unfruchtbarkeit kommen kann.

Magnetresonanztomographie-gesteuerter fokussierter Ultraschall (MRgFUS)

Durch die gezielte Bündelung von Ultraschallwellen kann das Myom auf 55 – 90°C erhitzt werden. Es entstehen Koagulationsnekrosen. Anschließend werden sie innerhalb der folgenden Wochen und Monate über das körpereigene Immunsystem abgebaut. Die Dauer der Behandlung beträgt etwa drei bis vier Stunden. Die Therapie wird ambulant oder stationär durchgeführt und ist nur bei ausgewählten Myomlokalisationen und bei einer Größe von weniger als 10 cm anwendbar. Die Kosten werden nur von einigen Krankenkassen übernommen.

Zu einer Wechselwirkung zwischen einer medikamentösen Therapie und der MRgFUS-behandlung liegen keine Daten vor.

Wann kann KEINE MRgFUS gemacht werden (sog. Kontraindikation)?

  1. Bei Kinderwunsch
  2. In der Schwangerschaft
  3. Bei mehr als 5 Myomen
  4. Bei Myomen mit einem Durchmesser über 10 cm
  5. Bei Kontraindikationen gegenüber dem Kontrastmittel

Übersicht zu weiteren Therapieoptionen

Methode Art Relevanz für Fertilität Weitere Anmerkungen
Minimal-invasive /
radiologische Verfahren
Uterine Arterien-Embolisation radiologisch / minimal-invasiv Uterus-Erhalt, Verlust der Fertilität kann jedoch nicht ausgeschlossen werden Wiederauftreten von Myomen, Schmerzen, Ovarversagen, hohe Risiken bei nachfolgender Schwangerschaft
MRgFUS radiologisch / minimal-invasiv keine ausreichenden Daten nur durch spezialisierte Radiologen durchführbar, unzureichende Langzeitdaten, Wiederauftreten unklar
Chirurgische Verfahren Laparoskopische oder offene Myomenukleation (Mini-Laparotomie) invasiv Fertilitätserhalt möglich Wiederauftreten von Myomen, Post-operative Risiken, Gefahr von Verwachsungen (Adhäsionen)
Wichtig bei noch nicht abgeschlossener Familienplanung
Hysteroskopische Myomresektion
oder hysteroskopisch-assisstierte (gezielte) Kürettage
invasiv Fertilitätserhalt Post-operative Risiken, Gefahr von intrauterinen Verwachsungen (Adhäsionen)
Wichtig bei noch nicht abgeschlossener Familienplanung
Vaginale Myomenukleation invasiv Fertilitätserhalt Kurzzeit- und Langzeitkomplikationen, im Vergleich zu Myomenukleation schnellerer Eingriff, geringer Blutverlust, technisches Können
Vaginale Hysterektomie mit Morcellement invasiv Kein Fertilitätserhalt Kurzzeit- und Langzeitkomplikationen, im Vergleich zu Myomenukleation schnellerer Eingriff, geringer Blutverlust, technisches Können
Laparoskopisch-assisstierte oder abdominale supracervikale Hysterektomie (LASH) invasiv Kein Fertilitätserhalt Kurzzeit- und Langzeitkomplikationen, im Vergleich zu Myomenukleation schnellerer Eingriff, weniger Blutverlust.
Laparoskopische oder offene Hysterektomie (Pfannenstiel-Laparotomie oder mediane Unterbauch-laparotomie) invasiv Verlust der Fertilität Kurzzeit- und Langzeitkomplikationen, im Vergleich zu Myomenukleation schnellerer Eingriff, geringer Blutverlust.