Poor Responder – ist eine Lösung in Sicht?

17. Februar 2012

Ein Eckpunkt der modernen Reproduktionsmedizin ist die hormonelle Stimulation der Ovarien.

Die ersten Schwangerschaften mittels der IVF wurden erreicht, indem die jeweils im natürlichen Zyklus einzeln herangereifte Eizelle zum optimalen Zeitpunkt abgesaugt wurde. Dies hatte aber verschiedene, erhebliche Nachteile gegenüber der IVF moderner Art. Einerseits konnte mit nur einer einzigen Eizelle gerechnet werden, andererseits war man von den hormonellen Vorgängen des weiblichen Körpers vollkommen abhängig, was eine Dauerbereitschaft über 7 Tage und 24 h erforderlich machte.

Trotz wesentlicher Entwicklungen der Reproduktionsmedizin in den letzten Jahrzehnten, profitieren einige Patientinnen nicht, oder nur wenig von den verschiedenen Methoden und Zusatzmaßnahmen, weil ihre Eierstöcke nicht regelrecht auf die eingesetzten Maßnahmen reagieren.

Je nach Studienquelle muss davon ausgegangen werden, dass 9-24% aller Frauen zu diesen sog. „Low Respondern“ gehören. Wenig hilfreich ist beim Vergleich der Wirksamkeit verschiedener Therapieansätze, dass der Begriff „Low Responder“ in Fachkreisen sehr unterschiedlich angewendet wird. Etwa 40 verschiedene Definitionen sind im Gebrauch! Schon durch diesen Umstand ist es schwierig Untersuchungsergebnisse verschiedener Arbeitsgruppen untereinander zu vergleichen.

Zu den Kriterien gehören z.B.: geringe Anzahl von Antralfollikeln, hoher FSH, geringe Anzahl von Follikeln, geringe Anzahl gewonnener Eizellen, geringer E2 Wert am Tag der Ovulationsauslösung, hohe Gonadotropindosis.

Zu den Therapieansätzen zur Behandlung der Frauen dieser „Gruppe“ gehören u. A.:

  • Erhöhung der Gonadotropindosis
  • längere Stimulationsdauer
  • Veränderung der Zusammensetzung der eingesetzten Hormone (FSH-LH)
  • sog. „Flare-up“ Protokolle
  • Anwendung von LH im Vorzyklus
  • verschiedene Zusatzstoffe im- oder vor dem Therapiezyklus ( Coenzym Q10, L-Arginin, Dexamethason, Aspirin, Androgene, „Pille“)

Bisher haben die o.g. Maßnahmen kaum oder nur wenig die Situation der „Poor Responder“ verbessern können.

Zu den derzeit „hoffnungsvollen Kandidaten“ gehören:

  • Anwendung von Wachstumshormonen
  • Gabe von Androgenen (Testosteron-Gel, DHEA)

Deren vermutete Wirksamkeit muss aber noch durch die Ergebnisse groß angelegter Studien bewiesen werden.

Abschließend sei zu betonen, dass, so die ein- oder mehrmalige hormonelle Stimulation nicht den gewünschten Erfolgt gehabt haben sollte, auch per IVF im natürlichen Zyklus (Natural Cycle IVF) oder modifiziertem Natürlichen Zyklus ((m-NC) Schwangerschaften erzielt werden können. Sowohl das Behandlungszentrum, als auch die Patientin müssen aber bereit sein, die dabei selbstverständlich geringere Erfolgsrate in Kauf zu nehmen. Zu bedenken ist immerhin dabei, daß es hier nur um die Gewinnung und Befruchtung einer einzigen Eizelle geht.

 

Quellen:

R. Frydman, Poor Responders: still a problem;

N. Polyzos, P. Devroey, A systematic review of randomized trials for the treatment of ovarian poor responders;

R. Fanchin: Androgens and poor responders, Fertility Sterility Vol. 96, No.5, Nov. 2011